Feuerwehr Plaidt führt Workshop „Mehr Menschen für die Feuerwehr begeistern“ durch
Eine Erkenntnis vorweg: Nachwuchsgewinnung ist Chefsache, aber nicht alleine Sache des Chefs. Dirk Schwindenhammer, Wehrführer der Feuerwehr Plaidt (VG Pellenz, LK Mayen-Koblenz), hatte zu Jahresbeginn Kontakt mit Sandra Schäfer, Nachwuchskoordinatorin des Landesfeuerwehrverbandes Rheinland-Pfalz, aufgenommen, um sich zum Thema Nachwuchsgewinnung coachen zu lassen.
„Nachwuchssorgen gibt es derzeit nicht. Wir haben mehr als 60 aktive Mitglieder mit einem Durchschnittsalter von 33 Jahren, 15 Mädchen und Jungs in der Jugend- und 25 Kinder in der Bambini-Feuerwehr. Für die Sicherstellung der Tagesbereitschaft gibt es u.a. eine Kooperation mit der Durwen Maschinenbau GmbH. Dennoch ist die Nachwuchsgewinnung für uns ein wichtiges Thema“, so Dirk Schwindenhammer.
Im Mai wurde deshalb ein erster gemeinsamer Workshop mit dem Titel „Mehr Menschen für die Feuerwehr begeistern“ durchgeführt. Es nahmen Wehrführung, Vorstandsvertreter des Fördervereins der Feuerwehr, die Leitungen der Jugendfeuerwehr und der damals noch in Gründung befindlichen Bambini-Feuerwehr teil. Komplettiert wurde die Gruppe durch zwei Vertreter der „jungen Aktiven“, um ein möglichst breites Spektrum der Mannschaft abzubilden und das Thema Nachwuchsgewinnung von allen Seiten beleuchten zu können.
Zunächst führte Sandra Schäfer in das Thema ein, indem sie das sogenannte AIDA-Prinzip aus der Marketingforschung auf die potenziellen Neumitglieder anwandte. Dieses Modell wird normalerweise im Marketing für die Betrachtung des potenziellen Käuferverhaltens genutzt. Es geht davon aus, dass Käufer vier typische Phasen durchlaufen, bevor sie sich letztlich für das Produkt oder die Dienstleistung entscheiden. Sie lauten: Attention, Interest, Desire, Action. Analog dazu befindet sich auch jeder potenziell an der Feuerwehr interessierte auf einer Reise bis zum abgeschlossenen Übertritt in die Wehr.
Möchte man diese Personen nun gezielt ansprechen, ist es wichtig zu verstehen, dass diese je nachdem, in welcher Phase sie sich befinden, auch unterschiedliche Ansprachen bzw. Berührungspunkte (Touching Points) benötigen. Maßnahmen, die generelles Interesse wecken sollen, sprechen nicht mehr unbedingt diejenigen an, die sich bereits als ausreichend informiert betrachten. Hier helfen dann eher Aktionen, die zum persönlichen Miterleben einladen.
Wen möchte man ansprechen und wie viele neue Mitglieder werden denn überhaupt benötigt? Da die Jugendfeuerwehr seit Jahren gut funktioniert und durch die neue Bambini-Feuerwehr weitere Kinder nachrücken werden, möchte die Feuerwehr nun ihr Augenmerk auf Erwachsene für den aktiven Feuerwehrdienst richten. Hierzu soll nun ein Konzept erarbeitet werden.
Besprochen wurde auch die Öffentlichkeitsarbeit der Feuerwehr, die sich zukünftig auch mehr an potenzielle Neumitglieder richten soll. Hierbei sollen auch neue Kommunikationskanäle bespielt werden. Hierzu bedarf es dann einem Redaktionsteam. Diskutiert wurde auch das bisherige „Onboarding“ neuer Mitglieder. Denn schließlich ist es nicht nur wichtig, neue Mitglieder zu werben, sondern diese von Anfang an auch in die Feuerwehrfamilie einzubinden, um vorzeitige Austritte zu verhindern.
Vereinbart wurde, dass sich die Teilnehmenden des Workshops mit den zuvor besprochenen Themenfeldern beschäftigen. Es wurden konkrete Maßnahmen mit eindeutigen Zuständigkeiten formuliert. Alle bringen sich mit ein, so dass die Nachwuchsgewinnung nicht mehr alleine am Wehrführer hängt. Die ersten Ergebnisse wurden bereits vorgestellt, sie werden derzeit konkretisiert und schon umgesetzt. So werden zum Beispiel Steckbriefe von allen Mitgliedern erstellt. Neumitglieder werden zukünftig eine Informationsmappe mit allen wichtigen Infos zur Feuerwehr Plaidt erhalten. Wer möchte, soll sich zukünftig einen „Buddy“ aussuchen können, der dann das Neumitglied mehrere Monate begleitet.
„Die Erfahrungsberichte und die Empfehlungen von Sandra Schäfer können uns dabei helfen, unser bisheriges Handeln zu hinterfragen. Kommt man erst einmal dazu ins Gespräch, ergeben sich viele neue Ideen oder Ansätze. Den wichtigen Teil, die eigentliche Umsetzung und den erhofften Zuwachs kann uns der Workshop nicht herbeizaubern, aber er hat uns hoffentlich auf den richtigen Weg gebracht“, so Matthias Schneider von der Feuerwehr Plaidt.